„Werbefilme mit der Canon R5“ - 4K oder nicht 4K

Wir als Filmproduktion für Werbefilme und Imagefilme müssen stets aktuell sein. Auf der Suche nach einer neuen leichten Kamera mit guter Bildqualität für 4K von 24p bis 60p haben wir uns die Canon R5 ins Arsenal geholt. Doch welcher Aufnahme-Modus ist der Beste für unsere Kunden?

Neben einem exzellenten Autofokus mit Gesichtserkennung ist sie deutlich leichter als unsere bisherige Gimbal Kamera die Canon 1Dx Mark II. Um zu entscheiden, welcher der Aufnahmemodi der R5 für unsere Werbefilmproduktion am besten geeignet ist, haben wir unsere Hauptkamera, die Canon C200, die Canon 1Dx Mark II und die Canon R5 vermessen.

Datenraten

Die Canon 1Dx Mark II setzt auf den älteren Motion JPEG Codec, bei der die Videos mit einer relativ hohen Datenrate von 500MBit/s aufgezeichnet werden. Die Canon R5 gefällt uns hier wesentlich besser. Dank des moderneren h.265 Codecs können mehr Details mit geringerer Datenrate aufgezeichnet werden (ca. 150MBit/s bei 4K 25p Long GOP).
Ein durchschnittliches Imagefilm-Projekt mit einer Mischung aus Slider-Aufnahmen, Drohnen-Footage, Gimbal, Kamerakran und Handkamera hatte bislang ca. 100-200GB auf unseren Festplatten benötigt. Dank des deutlich effizienteren h.265 Codec kann dies halbiert werden. Bei Interview-Sequenzen ist die Einsparung, bei einer besseren Bildqualität, sogar noch höher. Hier setzen wir zwei Kameras ein, die C200 als Hauptkamera und die R5, vormals 1Dx Mark II, als Schnittkamera im 30-45° Winkel.

Kurzbeschreibung der für den Test eingesetzten Modi der R5

8K Modus 25p (h.265)

Das Bild wird aus dem vollen Sensor 7680x4320 ausgelesen und gespeichert

4K HQ 25p

Interpolation des 7680x4320 Sensors zu 3840x2160 4K

4K Binned 25p + 60p

Beim Sensor wird nur jede 2. Spalte und Zeile ausgelesen, d.h. feinere Details gehen verloren.

4K Crop 25p + 60p

Interpolation aus einem 5120x2880 Bild, entspricht einem 1.5 Crop aus dem vollen Sensor (ca. 24mm x 13,5mm ähnlich dem Super35 Filmnegativ von 35mm Celluloid-Film)

Test-Aufbau

Die Bildqualität von Videoaufnahmen ist von vielen Faktoren abhängig: Die Ausleuchtung der Szene, die Auflösung der Kamera, die Farbcharakteristik und der Look, der beim Schnitt im Color-Grading auf den Film angewendet wird. Um den Test möglichst einfach zu gestalten, haben wir die schwierigste Aufnahme-Situation für eine digitale Kamera gewählt, Kunstlicht im Low Light.

Unsere Szene wird mit einem Kunstlicht-Flächenlicht (ca. 3200K Farbtemperatur) ausgeleuchtet. Durch verschiedenfarbige Gegenstände sowie einem Color-Chart wird die Farbwiedergabe der Kameras bestimmt. Auflösungscharts ermöglichen die Vermessung der Auflösung in Linien pro Bildhöhe. Bei einer 4K Auflösung von 3840x2160 Bildpunkten können maximal 2160 Linien im Bild klar unterschieden werden.

Zur Kalibrierung des Charts gilt ein einfacher Dreisatz:
Auf dem ausgedruckten Chart sind beim 300 Linien Marker 9 Schwarz-Weiße Linien 27,8mm hoch siehe Bild.

Berechnung des Bildausschnitts (Breite x und Höhe y):

Höhe:

Breite beim 16:9 Seitenverhältnis:

Der gefilmte Bildausschnitt muss also 1647,4mm x 926,6mm groß sein, damit der Resolution-Chart die tatsächliche Auflösung der Kameras wiedergeben kann.

Damit das Objektiv keinen Einfluss auf die Bildcharakteristik nimmt sind sämtliche Aufnahmen mit dem selben Kamera-Objektiv entstanden (Canon 16-35 EF Zoom Objektiv). An der R5, die einen RF-Mount hat, wird hierzu ein EF-RF Objektivadapter verwendet. Da alle drei Kameras unterschiedliche Sensorgrößen haben, wäre bei gleicher eingestellter Brennweite der Bildausschnitt unterschiedlich. Daher wird der Bildausschnitt mit Hilfe des Zooms identisch eingestellt.

Bei einem Abstand von ca. 164cm kann bei jeder der 3 Kameras die Vorgabe des Bildausschnitts erreicht werden. Die Brennweite entspricht dann einem 31mm Vollformat äquivalent. Beim APS-C der C200 und dem R5 Cropmodus sind dies ca. 20mm (31mm/1,5). Beim APS-H (1,35 Crop) der 1Dx Mark II wird das Objektiv auf etwa 23mm (31mm/1,35) eingestellt. Die Kamera wird mittig auf den Siemensstern ausgerichtet, ein grüner Marker oben Links auf der Tafel markiert die zu treffende Eckposition.

Video zum Test

Auflösung der Kameras

Auswertung

KameraModusAuflösungAuflösung gemessen
(Linien pro Bildhöhe)
Vergleich

Canon R5

8K25p

7680x4320

3500-3600

162% 4K
81% 8K

Canon R5

4K25p HQ

3840x2160

2100

97% 4K

Canon R5

4K25p binned

3840x2160

1200-1300

56% 4K

112% FullHD

Canon R5

4K60p binned

3840x2160

1200-1300

56% 4K

112% FullHD

Canon R5

4K25p Crop

3840x2160

1800-1900

83% 4K

Canon R5

4K60p Crop

3840x2160

1800-1900

83% 4K

Canon C200

4K25p

3840x2160

1700-1800

78% 4K

Canon 1Dx Mark II

4K25p

4096x2160

1700-1800

78% 4K

Im HQ Modus werden bei der Canon R5 etwa 2100 Linen pro Bildhöhe dargestellt. Dies entspricht der 4k/UltraHD Auflösung. Der Binned Modus (Lineskip, also das weglassen von Zeilen) kann ca. 1200-1300 Linien auflösen und entspricht daher eher FullHD als UltraHD. Jenseits von 1300 Linien werden aufgrund des Lineskipmodus Zeilen „verschluckt“. Dadurch geht Qualität verloren. Da eine professionelle Filmproduktion sich nicht mit Smartphone messen will, sollte der Binned Mode gemieden werden. Denn sobald der Film auf modernen Monitoren mit einer Auflösung größer FullHD oder auf unserer 120Zoll 4K Kino Leinwand betrachtet werden soll, ist „richtiges“ 4K gefragt.
Siehe hierzu auch unseren Blog Artikel LINK: 4K Auflösung für Werbefilme. Bei der Canon C200 und der 1Dx Mark II sind ca. 1700-1800 Linien pro Bildhöhe zu unterscheiden. Der 8K Modus läuft außer Konkurrenz mit einer Auflösung von über 3500 Linien pro Bildhöhe.

Bildcharakteristik

Die Canon R5 zeigt natürliche Hauttöne und kann dank des CLOG-Farbprofils (und CLOG3 seit dem 1.3.0 Update) deutlich einfacher mit der C200 bei Statements gematched werden. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil zur 1Dx Mark II, die keinen CLOG bzw. CLOG3 Modus bietet. Das Bild der 1Dx Mark II ist deutlich kontrastreicher und hat eine höhere Farbsättigung. Dies kann je nach Beleuchtungssituation zu einem geringeren Dynamikumfang führen.

Binned Mode vs. Crop Mode vs. HQ Mode

Es zeigt sich, dass die 4K Binned Modes der Canon R5 eigentlich völlig unbrauchbar sind, da sie KEINE 4K Auflösung abbilden können. Die Detailschärfe liegt eher auf dem Niveau von FullHD. Der Crop-Modus und vor allen Dingen der HQ-Modus bieten eine sehr gute Bildqualität. Der Crop-Modus liegt auf Niveau der C200, der HQ-Modus noch darüber, was die Bildschärfe anbetrifft. Daher werden wir diese Modi für unsere Filmproduktionen im Imagefilm- und Werbefilm-Bereich einsetzen, um unseren Kunden die bestmögliche Qualität zu liefern.

Überhitzung

Seit ihrer Einführung hat die Canon R5 aufgrund der hohen Auflösung und Datenrate in einigen Modi bei verschiedenen Filmern Überhitzungsprobleme gezeigt, je nach Außentemperatur unterschiedlich stark. Über den Timer wird eine zunehmend geringere maximale Aufnahmezeit angezeigt, obwohl die Speicherkarte noch genügen Platz hätte. Als Ausweg sehen viele den 4K Binned Mode, bei dem keine Überhitzung auftritt. Doch wie dieser Artikel zeigt, bietet dieser Modus KEINE 4K Auflösung und auch Tricks wie eine künstliche Schärfeanhebung können keine Details hervorzaubern, die nicht aufgezeichnet wurden.
Bei unserem Werbefilmdreh für die VR Bank Westküste hat die Kamera im Crop Modus keine Überhitzung gezeigt. Die Totalen im Werbefilm sind im 4K HQ Modus entstanden, da die Kamera dort einen größeren Weitwinkel beim gleichen Objektiv bietet.

Werbefilm für die VR Bank Westküste mit der Canon R5

Fazit

Die Kamera hat gehalten, was wir uns für unsere Imagefilmproduktion vorgestellt haben. Für kurzzeitige Aufnahmen ist der 4K HQ Modus gut einsetzbar. Bei längeren Interviews oder Livestreams setzen wir neben unserer C200 Hauptkamera den 4K Crop Modus ein. Die Kamera bietet eine hervorragende Bildqualität mit gutem Handlung und kann aufgrund ihrer Leichtigkeit vielseitig auf Gimbal und Slider eingesetzt werden.

 

UNEM-Filmproduktion
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